Frank Ludwig
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Designer, Keramiker, Berater
Februar 2014 comments 0

Seit einiger Zeit bemerke ich in unserem allgemeinen Sprachgebrauch eine Vereinnahmung der Begriffe Design und Designer durch unterschiedliche Berufsgruppen, gerade auch durch Handwerker. Dem moechte ich an dieser Stelle verbal entgegentreten. Laut Wikipedia formt der Designer (oder Gestalter) Produkte. AufgezŠhlt werden u.a. Bekleidung, Mšbel, Automobile aber auch Filme, Fotografien und Medien. Das Wirtschaftslexikon Gabler definiert Design wie folgt: Begriff: Gestaltung, fru?her: Formgebung, Formgestaltung. Im Rahmen emotionaler Kundenbindung spielt Design inzwischen eine gro§e Rolle. Neben der gebrauchstechnischen muss die Šsthetische Funktion beim Design beachtet werden. Hinzu tritt in ju?ngerer Zeit die semantische Funktion, der Besitzer mšchte sich in seiner Welt durch Produkte ausdru?cken. Neben dem Produktdesign (SonderfŠlle: Mode- und Schmuckdesign) haben das Grafik- oder Kommunikationsdesign (z.B. werbliche Gestaltung, Gestaltung von VerpackungsoberflŠchen) und das Corporate Design (der Šsthetische Auftritt von Unternehmen) an Bedeutung gewonnen. VielfŠltige unterschiedliche Designstile (-prŠgnanzen) werden angeboten; neben Unternehmen, die sich auf einen Designstil konzentriert haben, gibt es auch solche, die mehrere gleichzeitig anbietenÒ. Dem Journalisten der Prenzberger Ansichten, der sich in der Ausgabe .... als Fragendesigner bezeichnet, mšchte ich schu?tteln bis er zur Besinnung gelangt. Journalismus ist keine Gattung des Design! Und ich behaupte Fragen werden m.E. formuliert nicht gestaltet! Also werden sie auch nicht designt. Meines Wissens ist dieser Mann der erste Fragendesigner weltweit. Herzlichen Glu?ckwunsch. Leider ist er in der abenteuerlichen Kombinationsfreude des Begriffs Design mit Berufen nicht allein. So gibt es zum Beispiel allein in Berlin eine Firma Glasdesign und eine Firma Glas-design. Die eine Firma nennt sich dann auch noch ãIhre Glaserei BerlinÒ, die andere Firma ist laut eigener Website ã...mehr als eine GlasereiÒ. Unter der Rubrik Glasdesign werden u.a. zwei Ganzglastu?ranlagen und eine Gro§ku?che hinter Glas gezeigt! Auch eine Bleiverglasung, die doch Ausbildungsinhalt des Handwerksberuf Glaser ist, taugt hier als Referenz fu?r Glasdesign. FŸr Design! Welche Anma§ung! Es gibt eine Firma Fliesen-Design die Fliesen, Mosaik Naturstein verlegen. Es gibt eine Firma Bodenbelag & Holzdesign die ãhandwerkliches Arbeiten mit hšchstem AnspruchÒ versprechen. Ja! Genau solch eine Firma mšchte ich beauftragen wenn ich Fu§bodenbelag verlegen lassen mšchte! Und wenn bei mir die Fensterscheibe gewechselt werden soll. beauftrage ich damit einen Handwerker, den Glasermeister. Einen ausgewiesenen Spezialisten, eingetragen in der Handwerksrolle, mit Abschluss Meisterpru?fung an der Handwerkskammer. Aber wozu benštige ich eine Firma Elektro-Design wie die aus Straubing? FŸr ã eine innovative ElektroinstallationÒ wie angeboten? Wie auch immer das zu verstehen ist, mit dem Begriff Design versuchen u.a. Handwerker ihre Dienstleistung mit der Aura des ku?nstlerischen, des Einzigartigen zu vermarkten. Wo aber ist der Stolz dieser Handwerker auf Ihr Kšnnen, auf ihre ãMeisterlichesÒ Kšnnen? Bei den berechneten StundensŠtzen orientieren sich ja bereits viele Handwerker an den StundensŠtzen namhafter Designer. Aber ist die handwerkliche Leistung bei der Verlegung von Linoleum oder beim Verglasen eines Fensters wirklich eine ãeigenschšpferischeÒ Leistung? Ist es also eine TŠtigkeit mit einer gewissen Gestaltungshšhe wie der Bundesfinanzhof verlangt? Ist die Verlegung von Fliesen, das Verglasen eines Fenster oder der Einbau einer Ganzglasanlage wirklich die ãVollbringung einer eigenschšpferischen Leistung, in der eine individuelle Anschauungskraft zum Ausdruck kommt, die u?ber eine hinreichende Beherrschung der Technik hinaus eine ku?nstlerische Gestaltungshšhe erreicht (wird)Ò? Nein! Es reicht eben nicht zum Designer wenn man das aus Gru?nden des Marketing mšchte. Und ohne eigene Doktorarbeit ist man auch nicht Doktor oder das nicht lange. Es reicht auch nicht, wenn man bereits in der Schule zu denen gehšrte, die gut malen und zeichnen kšnnen. Nur Schauspieler du?rfen sich verstellen, du?rfen sich als jemand anderes ausgeben. Als Doktor oder Designer oder Handwerker. Bei allen anderen ist es strafbar, zumindest aber hochgradig peinlich! Ich fordere mehr Achtung vor der Leistung der Designer und KŸnstler. Auch wenn der Eine oder Andere von uns manches an Kunst oder Design nicht versteht, bedeutet es nicht, das das dann auch keine Kunst oder kein Design ist! Das bezeugt u?brigens den u?berheblichen Umgang vieler mit Kunst. Wie oft hšre ich in Galerien und Ausstellungen den u?berzeugten Ausspruch: ãDas kann ich auch!Ò Aber bin ich bereits Malermeister weil ich meine Tapete selber an die Wand klebe? Ich lasse zum Beispiel meine Gasleitung vom Installateur, einem Handwerker, verlegen. Niemals aber wu?rde ich auf den Gedanken kommen, damit einen Designer zu beauftragen. Leider gilt das nicht in umgekehrter Richtung: Die Signets, Firmennamen, Fahrzeugbeschriftungen und Drucksachen, denen man in dieser Stadt ausgesetzt wird, verku?nden von der Gestaltungswut ihrer Schšpfer. ãDas kann ich auch!Ò, leider oft bar jeglicher gestalterischer QualitŠt. Nicht nur ich spreche in diesem Zusammenhang von Umweltverschmutzung. Jeder Depp darf sich in Deutschland Designer nennen. Auch ich. Nur ich habe das auch schriftlich und wu?rde mich nicht als Handwerker bezeichnen nur weil ich bereits Fenster verglast habe. WŠre es nicht an der Zeit mit Begriffen und Bezeichnungen sauber umzugehen. Ich bin ein guter Glaser! Ich bin ein guter Tischler! Das sagt doch was! Drei Jahre Lehre, dann die Meisterpru?fung und dann die langjŠhrige Erfahrung im Beruf. Als Handwerker berate ich meine Kunden. Ich erbringe meine Dienstleistung gut, schnell, sauber, nicht billig! Ich gestalte auch. Als Maler, Fliesenleger, Tischler. Aber ich bin Handwerker, ich bin kein Designer. Ich bin Handwerker! Dann weiss mein Kunde auch genau was er von mir erwarten kann und was ich nicht leisten werde. Auch das hat m.E. etwas mit Handwerkerehre zu tun. Ich bin ein guter Designer. Schon als Kind habe ich gezeichnet und nicht nur meine Eltern fanden das ich gut zeichne. Dann habe ich das Abitur gemacht und mich auf die Eignungs- und die Aufnahmepru?fung an der Kunsthochschule vorbereitet. Und bestanden! Und nach fu?nf Jahren Studium war ich Designer mit Diplom. Als Porzellandesigner arbeite ich viel auch handwerklich. Aber ich wu?rde niemals behaupten ich wŠre Handwerker! Ich bin Designer. Seit zwanzig Jahren.

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